Und so begann alles: Die Geburtsstunde des Rundfunks war der 22. Dezember 1920 auf dem Funkerberg in Königs Wusterhausen: „Hallo, hier ist Königs Wusterhausen auf Welle 2700 …“, so ertönte es.
Mit der Eröffnung des offiziellen Rundfunks in Deutschland sollte Königs Wusterhausen im Oktober 1923 die Eigenproduktion und Ausstrahlung der Sonntagskonzerte einstellen. Aus der Tatsache heraus, dass diese Sonntagskonzerte im In- und Ausland sehr beliebt waren, entschied man sich in den staatlichen Stellen, die Sonntagskonzerte aus der Hauptfunkstelle der Deutschen Reichspost weiterhin zu produzieren und auszustrahlen. Ab Juli 1924 gab Königs Wusterhausen eigene Rundfunkprogramme heraus, die in allen Funkzeitschriften des In- und Auslandes erschienen.
Mit der Fertigstellung des Deutschlandsenders und der Gründung der Rundfunkgesellschaft „Deutsche Welle“ fand das letzte Sonntagskonzert am 24. Januar 1926 statt.
Die Geburtsstunde des offiziellen Rundfunks war der 29. Oktober 1923, abends von 20 bis 21 Uhr. Obwohl der 0,25-kW-Sender im Dachboden des Vox-Hauses in der Potsdamer Straße in Berlin bereits ab 18. Oktober Sendeversuche durchführte, galt es, in aller Eile die Künstler für den Abend des 29. Oktober 1923 durch die kurz vorher gegründete Rundfunkgesellschaft „Radio-Stunde“ in das Vox-Haus zu bitten. Am Abend begann dann der offizielle Sendedienst. „Achtung, Achtung, hier ist Berlin auf Welle 400!“. So klang es in den Raum hinaus. Und dann spielte Kapellmeister Otto Urack einige Stücke auf dem Cello, darunter die damals unvermeidliche „Träumerei“ von Schumann, Rudolf Deman meisterte die Geige, und der Tenor Alfred Wilde trug einige Arien vor. Dazwischen kamen einige Grammophonplatten, damals noch ohne den – allerdings schon bald auftauchenden – elektrischen „Tonabnehmer“ zu Gehör. Am Schluß der Darbietungen erklang das Lied (ebenfalls eine Schallplattenwiedergabe) „Deutschland, Deutschland über alles“. Dann folgte die Stimme: „Wir wünschen Ihnen eine gute Nacht! Vergessen Sie bitte nicht, die Antenne zu erden!“
Der Senderaum im Vox-Haus sah ähnlich aus wie der in Königs Wusterhausen. Statt der Wolldecken verwendete man Kreppapier. Das Ansagemikrofon hatte seinen Platz in einer Ecke des 7m x 7m großen Dachgeschoßraumes. Ein Aufnahmemikrophon stand auf einem mit zwei Berliner Adreßbüchern belegten Holzstuhl, sodaß die notwendige Höhe für das Cello erreicht wurde. Die Plätze der Musiker und deren Mikrophone wurden auf dem Fußboden gekennzeichnet, damit die jeweils vor der Sendung erforderlichen Stellproben entfallen konnten.
Die weitere Entwicklung des Rundfunks ging dann sehr schnell. Firmen, die Rundfunkgeräte anboten, wuchsen wie Pilze aus der Erde.
Das offizielle Rundfunkprogramm mit der „Radio-Stunde“ aus dem Berliner Vox-Haus hatte im Dezember 1923 ganze 467 registrierte Rundfunkteilnehmer. Es gab aber zehntausende „Schwarzhörer“, denn für eine Rundfunkempfangsgenehmigung mußten damals in der Inflationszeit ganze 350 Milliarden Mark entrichtet werden.
Nach der Weltwirtschaftskrise und der ab März 1924 eingeführten monatlichen Gebühr von 2 RM, war die Teilnahme am Rundfunk nicht mehr aufzuhalten. 1925 zählte man bereits 539.000 zahlende Rundfunkteilnehmer und 1928 gab es bereits 2,5 Millionen Teilnehmer am Rundfunk in Deutschland.
Die weiter ansteigende Zahl von Rundfunkteilnehmern erforderte, nicht nur ein Rundfunkprogramm im jeweiligen Empfangsgebiet anzubieten. Im Berliner Raum und der Umgebung war das durch den Sender im Vox-Haus mit dem Programm der „Funkstunde“ und dem Sender Königs Wusterhausen mit den „Sonntagskonzerten“ geklärt.
Der Deutschlandsender in Königs Wusterhausen erfreute sich in kürzester Zeit so großer Beliebtheit, dass sich die Deutsche Reichspost schon ein halbes Jahr später veranlaßt sah, über eine erhebliche Erweiterung des Deutschlandsenders nachzudenken. Es enstand eine Anlage des Senders in Zeesen mit den beiden 210-m-Masten im Januar 1927 …
Mit der Wiedervereinigung Deutschlands änderten sich auch die Anforderungen an das Funkwesen. Die sogenannten kommerziellen Funkdienste, mit denen das ehemalige DDR-Außenministerium Verbindungen zu ihren Botschaften unterhielt, stellten ihren Betrieb ein.
Den 40-kW-Mittelwellensender übernahm der damals neugegründete Ostdeutsche Rundfunk Brandenburg (ORB) für sein Programm „Antenne Brandenburg“.
An dem für die Rundfunkgeschichte Deutschlands so historischen Standort, an der Geburtsstätte des Rundfunks, gibt es dort keinen Rundfunkbetrieb mehr.
In Erkenntnis dieser Tatsache gründete sich der „Förderverein Sender Königs Wusterhausen e.V. 1993“. Ziel ist es, den historischen Standort des deutschen Rundfunks wenigstens als „Technisches Denkmal“ der Nachwelt zu erhalten.
Auch spätere Generationen sollen den Funkerberg in Königs Wusterhausen nicht nur aus Geschichtsbüchern als „Geburtsstätte des Rundfunks in Deutschland“ kennen, sondern die Chance erhalten, diese einzigartig noch vorhandenen technischen Anlagen originalgetreu an ihrem ehemaligen Einsatzort kennenzulernen.
Führungen in Königs Wusterhausen auf dem Funkerberg sind stets möglich.
Zurück wieder zum Vox-Haus Potsdamer Straße in Berlin. Nachstehend Fotos vom ersten Sender in Berlin. Nach einem Jahr des Sendebetriebes kam 1924 das Röhrenradio auf den Markt:
Die ausführliche Geschichte des Rundfunks in Deutschland ist als Hörbuch „Unsterbliches Radio“ von Peter Glowasz erschienen. Bestellungen unter Mail: peter_glowasz_verlag@yahoo.de